Erdgeschoss: Die Große Halle

Die Große Halle ist mehr als nur der Speisesaal. Hier werden beim ausgiebigen Essen Feste gefeiert, die Auswahlzeremonie abgehalten oder wichtige Nachrichten verkündet.
An vier langen Haustischen werden gespeist, sich unterhalten und Pläne für den Tag geschmiedet.
Am Ende der Halle, etwas erhöht auf einem Podest, liegt die Lehrertafel.
Die Decke ist so verzaubert, dass sie den Blick frei auf den Himmel gibt.

cf: Schlafsaal

Schwungvoll stieß Gavin die Türe auf und sah sich zunächst einmal im Eingang stehen bleibend ein wenig um. Es war noch nicht so viel los, war er für seine Verhältnisse wirklich früh dran heute.
Sein Blick wanderte zum Tisch der Slytherins doch weder Engelchen noch Iona waren zu sehen. Zu schade.
Auch von Bambi und der hübschen Ravenclaw war nicht zu entdecken.
Wie hieß sie jetzt noch gleich richtig? Nicht Blondie...
Stirnrunzelnd nahm er auf seinem Standartplatz an Gryffindortisch Platz und begann mit dem Frühstück.
Während er seinen Haferbrei mit Äpfeln löffelte, sah er sich immer wieder nach bekannten Gesichtern um und schmiedete Pläne für den noch fast Unterrichtsfreien Tag heute.

(cf - Gemeinschaftsraum der Slytherins)

Iona betrat den Raum.
Sofort schien die Temperatur im Raum um einige Grad zu sinken und ganz kurz herrschte eine unwillkürliche Stille, als eigentlich alle Schüler im essen innehielten und zu ihr sahen. Scheue und misstrauische Blicke trafen die Slytherin, die diese kühl und gleichmütig erwiderte.
Wie gebannt sahen die anderen Schüler ihr zu (bisher hatte fast niemand sie hier gesehen und ihre Anwesenheit war wirklich nicht die Unaufälligste), während sie zum Slytherintisch ging.
Noch bevor sie ihn erreicht hatte, setzte das Gemurmel doppelt so laut wie vorher wieder ein und nicht wenige zeigten unverfroren auf die Leigh.
Eisig sah sie daraufhin zu einigen anderen Schülern, bis diese entweder erröteten und sich wegdrehten, oder panisch den Raum verließen oder aber nur schnell weiteraßen und so taten, als hätten sie nie zu Iona gesehen.
Iona setzte sich anmutig auf einen Stuhl und sah zu Liv, die nun in ihre Richtung kam.
Dann ließ sie den Blick schweifen und entdeckte zu ihrem Unmut Cotter am Gryffindortisch.
Sie dachte unwillkürlich an den Augenblick, in dem er gefesselt dagehingen hatte und drehte sich mit spöttisch zuckenden Mundwinkeln wieder ab und nahm sich etwas zu essen, während sich die Stimmung halbwegs normalisierte.

Mit einem Mal veränderte sich die Stimmung in der großen Halle so abrupt, dass Gavin gar nicht anders konnte, als von seinem Frühstück aufzublicken und zur Türe zu sehen.
"Nein, wen haben wir denn da.." Er lächelte breit, hatte er sich doch langsam an Ionas Auftritte gewöhnt. Die Reaktionen seiner Mitschüler kommentierte er nur mit einem leichten Kopfschütteln. Ihr hätte sie gestern auf dem Turm mal erleben sollen. Kurz danach entdeckte er auch Liv und seine Laune steigerte sich noch etwas mehr. Wunderbar.
Ohne länger darüber nachzudenken, stand er auf, nahm seine Tasse und ging zum Slytherintisch.
"Einen wunderschönen guten Morgen, Ladies, ihr habt doch nichts dagegen, wenn ich euch mit meiner Anwesenheit beehre." Er grinste und setzte sich einfach auf einen freien Platz. Den dummen Blick eines anderen Slytherins ignorierte er einfach.
"Iona, du warst so schnell weg gestern, vielen Dank für deine Hilfe, das war wirklich sehr lieb von dir. Engelchen sind nach der Kletterei wohl ein bisschen die Nerven durchgegangen."
Erneut grinste er das große Mädchen an. Lieb in ihrem Zusammenhang würde ihr nach dem Auftritt wohl nicht so gefallen, vermutete er. Noch immer fand auch sie etwas furchterregend, weil er noch nie Jemanden gesehen hatte, der so kalt wirkte, aber nachdem sie ihn schon einige Male gerettet hatte, nahm die Angst langsam ab.

Im Türrahmen war Liv einen Moment stehen geblieben und hatte die Wirkung von Iona auf die anderen etwas beobachtete. Dann war sie ihr zum Slytherintisch gefolgt, wo sie auf ihren Platz sinken ließ und etwas von dem üppigen Frühstück nahm.
Nur einen Moment später tauchte auch schon Cotter auf und Livs Haltung versteifte sich, wurde noch aufrechter und härter als noch zuvor.
"Du hättest ihn doch da verrotten lassen sollen.", raunte sie Iona zu und angesichts Cotters dümmlichen Benehmens fiel es ihr wirklich nicht schwer dabei eisig zu klingen. Was war es nur gewesen, was sie gestern so aus dem Konzept gebracht hatte. Sie verstand es jetzt noch weniger als vorher.

Inzwischen reckten sich nur noch wenige Hälse nach Iona und sie war etwas überrascht, als sie Schritte hörte.
Über die Schulter blickte sie zu Cotter und verkniff sich ein genervtes Seufzen nur mit Mühe.
Das musste ja kommen.
"Glaube ich inzwischen auch..", raunte die Leigh zurück.
"Natürlich nicht, den Helden des gestrigen Tages" kurz wanderte eine ihrer Augenbrauen spöttisch in die Höhe, offenbar dachte sie gerade an seinen ach so heldenhaften Anblick - gefesselt auf der Spitze des Turms, "empfangen wir doch jederzeit mit Freude." Sie strahlte ihn honigsüß an und hätte aber nur zu gerne eine eisige Bemerkung gemacht.
//Freundchen, ich zeig dir gleich wie lieb ich bin, und dann wirst du statt Bambi mein Übungsziel für die Flüche...// Ganz kurz war Iona offensichtlich überrascht gewesen - wer hätte gedacht, dass Cotter mit seinem großen Ego sich eingestehen würde, dass er alleine immer noch da baumeln würde, aber schon hatte sie sich wieder gefangen und bei dem Wort lieb änderte sich ihr Augenausdruck in das genaue Gegenteil dessen.
//Und pass bloß auf, Cotter, wenn du weiter so aufgeblasen große Töne spuckst, werden mir womöglich auch mal kurz die Nerven durchgehen...//

Es war doch wirklich mehr als dreist, seine Gesellschaft anderen einfach so aufzudrängen, doch als Iona ihn dann mehr oder weniger gestattete dort zu verweilen, unterließ Liv es, erneut ihre Zauberkünste an ihm auszuprobieren. Wenigstens das schien ja gestern funktioniert zu haben, wenn Cotter es nötig gehabt hatte von der Leigh befreit zu werden.
"Die Nerven verloren?" wiederholte sie kopfschüttelnd. "Du kannst ganz beruhigt sein. Meinen Nerven geht es blendend.", log sie gekonnt und sah Gavin direkt in die Augen, während sie sich ein klein wenig weiter vorbeugte. "Sei dir sicher, es sähe ganz anders aus, wenn ich die Nerven verliere." Ihr Blick ließ keinen Zweifel daran, wie ernst es ihr damit war.
Iona vor der versammelten großen Halle als lieb zu bezeichnen, so dumm konnte dann auch nur noch Cotter sein.
Sie schüttelte fast mitleidig ein wenig den Kopf. "Ganz böser Fehler.." hauchte sie eisig in seine Richtung, während sie ein wenig ihren Teller füllte.
Eigentlich hatte sie überhaupt keinen Appetit, aber wenn es der Hunger war, der sie so verwirrt hatte, dann wollte sie da doch Abhilfe schaffen. Und zwar schnell.

"Dachte ich es mir doch, dass ihr euch freut." Grinsend nahm er einen Schluck aus seiner Tasse und sah wieder zu Iona. "Aber meine Liebe, du solltest dein Licht so unter den Scheffel stellen. Du hast da gestern auch einiges dazu beigetragen, dass mein Auftritt so gelungen war. Damit wäre Schlotter-Cotter wohl Vergangenheit oder?" Er zwinkerte ihr vertraulich zu und war fast von sich selbst überrascht, wie ruhig und scheinbar gelassen er angesichts der offenen feindseligkeit der Beiden wirkte.
Das Wort "lieb" hatte auf die Leigh genau die Wirkung, die er vorausgesehen hatte und sein Grinsen wurde noch eine Spur selbstgefälliger.
"Dir muss das nicht peinlich sein, Iona, wirklich nicht, dein Auftritt war trotzdem richtig groß..aber Angst machst du mir damit nicht mehr. SO nett wie du gestern warst.."
Es machte ihm Spaß sie zu reizen, allerdings war er noch nicht ganz sicher, wie weit er gehen wollte, sie zu knacken war denkbar schwierig und er befürchtete wirklich, dass es bei ihr nicht nur bei leeren Drohnungen blieb. Aber noch machte das Spiel mit Feuer einfach viel zu Spaß.
Dann brach auch Liv ihr Schweigen wieder und er lächelte sie an. "Oh..du hast recht, gestern wirktest du mir tatsächlich eine Spur nervöser.. War vielleicht doch ein bisschen viel die Kletterei was."
Er reckte sich ein wenig und strich ihr leicht über den Unterarm, bevor er die Hand rasch wieder zurück zog und tat als berührten ihn die Drohgebärden der Beiden Slytherinmädchen keine Spur.
"Und was habt ihr zwei dunklen Schönheiten noch vor heute? Ich hab noch nichts vor, also verfügt ruhig frei über meine Zeit..."
Erneut schenkte er Beiden ein charmantes Grinsen und ignorierte die Blicke einfach.

Zu schnell hatte Cotter seine Hand wieder weggezogen, bevor Liv ihm wie geplant die Fingernägel dort herein bohren konnte. Wie konnte er es nur wagen sie dauernd anzutatschen. Und wieso hinterließen seine flüchtigen Berührungen immer wieder eine kribbeln dort. Es war zum aus der Haut fahren. Und das tat Liv dann zu ihrem Leidwesen auch beinahe. "Wag es noch einmal mich anzufassen und du bekommst meine Fortschritte in dunkler Magie am eigenen Leib zu spüren." Kalt wie Glas und ebenso schneidend klang ihre Stimme und einige Slytherins sahen kurz ein wenig verwundert zur der sich bietenden Szene. "Und dann ist dort keine Iona, die dich vor Schlimmerem bewahren wird, hast du mich vestanden Cotter oder muss ich noch deutlich werden?"
Sie war aufgestanden, hatte sich nach vorne gebeugt und seinen Kragen fest umfasst. Ihr Gesicht war seinem ganz nah und sie konnte die unterschiedlichen Schattierungen in seinen dunklen Augen sehen.
Als das gepaart mit seinem Duft ihren Pulsschlag erneut rettungslos beschleunigte, stieß sie ihn wieder weit von sich, was bei ihrer mangelnden, körperlichen Kraft nicht viel war und nahm wieder Platz.
Entschuldigend lächelte sie Iona kurz zu und widmete sich dann mit zwanghaft unbeteiligter Miene ihrem Essen.
Ihm noch eine passende Antwort auf seinen Vorschlag zu geben, dazu sah sich derzeit nicht mehr Lage.

Livs Temperamentsausbruch verfehlte seine Wirkung absolut nicht. Ihre Finger hatten sich um den Kragen seiner Schuluniformsjacke gekrallt und er spürte ihren Atem auf seiner Wange. Ihre Stimme war so eiskalt, dass er in all seinen Bewegungen einfror und sie nicht, wie es sicher für ihn ein leichtest gewesen wäre, wegstieß. Erst als sie sich ruckartig von ihm löste und wieder auf ihrem Platz saß, löste diese Starre sich auf und er maß seine gegenüber mit einem mehr als kritischem Blick.
"Ok, ihr zwei Hübschen, als ihr heute Morgen aus der Hölle gestiegen seid, habt ihr da eure gute Laune zufällig verloren, oder liegt es daran, dass die Schlange in euch noch nichts zu essen bekommen hat. Das ist ja ganz schön heikel mit euch heute Morgen. Und dabei dachte ich schon, ich sei schlecht gelaunt.."
Kopfschüttelnd flog sein Blick zwischen den Beiden hin und her. Wie üblich kaschierte er seine wahren Gefühl hinter lockeren Sprüchen, doch in ihm wuchs die Sorge um Liv wirklich immer mehr.
Es war absolut nicht mehr normal wie sie sich aufführte.